erich fankhauser ist 1935 im nesselgraben, gemeinde schwanden geboren und aufgewachsen – ein emmentaler durch und durch. dort, in diesem kleinen weiler, hat er sein ganzes leben gelebt und dort ist er letzten sommer an den folgen eines verkehrsunfalls gestorben.
der kleine erich war im schulsingen stets der beste, er langte schon als kind seinem bruder ins örgeli (und durfte die bässe spielen). nach und nach lernte er – autodidaktisch – weitere instrumente dazu, am ende waren es gegen 20. in der armee wurde er in den 50ern zum trompeter ausgebildet und später sogar ins schweizer armeespiel aufgenommen, was zu dieser zeit für einen nichtgschtudierten eine beachtliche leistung war.
der musiker
trotz seiner grossen liebe zur musik lernte er coiffeur und wurde später handelsreisender für coiffeurbedarf – an eine musikerkarriere war als bauernbueb anfangs der 50er nicht zu denken. dennoch wurde die musik immer wichtiger in seinem leben.
fankhauser trat sehr viel solo auf, als entertainer. viele solounterhalter in ländlichen regionen sind nicht nur musiker, sie können auch gut geschichten erzählen, mit einem lacher nach dem andern, eine urige art von standup halt. fankhauser war auch so einer. mit seinen sprüchen hatte er die leute schnell im sack. und seine spezialität war es, das örgeli und die trompete gleichzeitig zu spielen.
mit 52, also ende der 80er, machte er noch eine ausbildung zum örgelibauer. seither produzierte er seine beliebten fankhauser-örgeli und betrieb eine örgelischule, in der man auch das stegreifspielen lernen konnte.
er machte in vielen volkstümlichen ensembles mit und komponierte jodellieder, er war weit über das emmental hinaus ein gerngesehener musikant. er hatte in den 70ern eine tanzmusikband, mit der er den damals schwer angesagten südseestil spielte, den er persönlich auf mehreren reisen nach maui recherchierte. er stellte ungewöhnliche gruppen auf die beine, um sich von der konkurrenz abzuheben, z.b. "blächbass", wo er örgeli und tuba kombinierte (und selber tuba spielte).
er produzierte schallplatten (früher), kassetten (selbstkopierte, bis zuletzt) und cd's. er betreute seit ende der 90er auch seine website selber. überhaupt war er ein technikfreak, überall in seinem haus gibt es cd-player, fernbedienungen, kleine fernseher und andere gadgets – für einen 74jährigen doch sehr geeky.
der grosstierfänger
1966 machte sich fankhauser zu einer ferienreise nach kenia auf, was zu damaliger zeit für einen einfachen emmentaler nicht nur sehr aussergewöhnlich war, sondern auch von fankhausers weltoffenheit zeugt. auf dieser reise bekam er das angebot, für den berühmten professor bernhard grzimek in uganda auf tierfang zu gehen. so reiste fankhauser zwischen 1966 und 1970 viermal für zwei/drei monate nach afrika und half dort, die bestände für europäische zoo's einzufangen.
fankhauser war für den job wie gemacht. als bauernsohn wusste er mit tieren und maschinen umzugehen, als bunter hund und musiker traute man ihm zu, mit den "schwarzen" den rank zu finden, und als bodenständiger, aber weltoffener emmentaler war er ein wichtiger mann im team. es bestand jeweils aus fünf weissen (professor wagner aus prag als leiter, zwei englische fänger und ein schweizer mechaniker) und gegen 20 "schwarzen" bestand.
was erich fankhauser auf diesen expeditionen erlebte, beschrieb er 1970 in einem artikel für das emmentaler blatt – siehe hier.
butz
eines abends stiess fankhauser in offener steppe auf ein mutterloses zebra, kaum zwei tage alt. er nahm es mit ins camp, zog es mit der flasche auf, gab ihm in kalten nächten wärme und nannte es butz.
er wollte es schliesslich mit in den nesselgraben nehmen. das war aber aus verschiedenen gründen unmöglich, v.a. weil es damals noch keine quarantäne für privat importierte wildtiere gab. fankhauser war sehr enttäuscht, so sehr, dass professor wagner ihm ein zebra aus "seinem" zoo in prag schenken wollte. aber fankhauser wollte nur seinen butz oder sonst gar nichts.
das zebrahaus
zurück im nesselgraben entschloss er sich, seinem butz ein denkmal zu setzen. er kaufte farbe und pinsel und begann, sein haus umzugestalten. heute, 40 jahre später, ist fast alles in und an seinem haus im zebralook dekoriert. und bei fast allem, was nicht dekoriert ist, hat das seinen speziellen grund. so "drohte" ihm etwa seine freundin, sie werde nicht mehr vorbeikommen, wenn er die kaffeemaschine auch noch anmale.
fankhauser hatte auch eine grosse leidenschaft für wasser. drei pools hat er besessen. einen im keller (dazu eine sauna), ein jacuzzi in der laube und den grossen pool draussen, der fast den ganzen garten ausfüllt. da der keller nur aussenrum erreichbar war, hat er sich direkt neben seinem bürotisch eine einstiegslucke zum kellerpool gebaut.
im laufe der letzten 40 jahre hat fankhauser mit seinem zebratick, wie er es selber nannte, eine marke geschaffen. während typen wie etwa bruno weber sich ausschliesslich mit dem bau seines skulpturenparks widmeten, lief der zebratick von fankhauser eher nebenher. sein leben war die musik, auch als broterwerb.
doch er vermischte die beiden sachen und bot etwa zu seinen stegreif-intensiv-kursen gleich auch noch eine kleines zebra-studio an, das selbstverständlich auch im zebralook daherkam. seine website nannte er schyzeroergeli-zebrahaus.ch und der jodelchor versammelte sich schon mal zum fototermin vor seinem gesamtkunstwerk:
der eingebettete outsider
war erich fankhauser ein outsider?. einer, der sein haus so anmalt, und das erst noch im stockkonservativen emmental, wo sonst alles gepützelt und stilistisch mehr oder weniger "original" daherkommt, ist sicher weit weg von mainstream.
aber er war kein eigenbrötlerischer aussenseiter, den man halt einfach machen lässt. dafür war er zu beliebt – als musiker, als entertainer, als bunter hund, els einheimischer. wäre er spengler gewesen, wäre es wohl anders herausgekommen.
fankhauser war eine aussergewöhnliche und schilllernde figur, erst recht im kontext der volkstümlichen szene des emmentals. da war er ein kleiner star, er kam sogar zum einen oder anderen tv auftritt, selbst in deutschland. und immerhin reichte es ihm zu einem sorgenlosen leben mit unzähligen reisen in die ganze welt. nicht jeder musikant bringt es so weit.
er war nicht nur durch und durch musiker, sondern auch ein ausgesprochener selfmademan – heute würde man sowas eine erfolgreiche ich-ag im showbiz nennen, dj bobo hat es mit ähnlichen tugenden zu weltruhm und vermögen gebracht.
sicher lernte fankhauser die 20 instrumente v.a. aus freude am spielen, aber er wusste dieses kapital auch zu nutzen. etwa indem er eine kleinformation mit tuba gründete, was in der örgeliszene eher selten, aber neuerdings beliebt ist (österreich lässt grüssen).
sein zebratick wurde zur unverwechselbaren attitüde, er lebte ihn als musikant und entertainer, aber auch als lebemann, der sich nicht weniger als drei pools gegönnt hat: den zebrapool im keller (dazu eine sauna), der via bodenklappe direkt von der wohnstube aus erreichbar war. den grossen pool draussen, der fast den ganzen garten ausfüllt, und dann noch ein jacuzzi unter der laube – vermutlich das einzige überhaupt im emmental.
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dieser lebenslauf ist noch nicht fertig geschrieben. ich werde ihn laufend ergänzen, wenn ich neue details erfahre. – cr
sie wissen etwas, das hier hereingehört? bitte hierlang.
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